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Aktuelles

Geschrieben von Peter Hornung am .

Was lange mahlt, wird endlich gut.

Unser Mühlengebäude wurde bereits im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt.
Bis Mitte der 70er-Jahre wurde hier Mehl gemahlen und Toastbrot gebacken. 1985 übernahm unser Verein die Gebäude und Grundstücke, um sie in Eigenarbeit umzubauen und zu sanieren.
Da das Gebäude an einem kleinen Fluss liegt, kam irgendwann die Idee auf, die Wasserkraft zur Gewinnung von Strom für das Gebäude selbst zu nutzen.

Daher wurden in jahrelanger Vorarbeit die Grundlagen für die erneute Wasserkraftnutzung geschaffen. Das alles war absolutes Neuland für die Gruppenmitglieder und nur durch die gemeinschaftliche Anstrengung möglich.
Aufgrund behördlicher Vorgaben musste zunächst eine Fischtreppe angelegt werden, bis schließlich ein oberschlächtiges Stahl-Wasserrad mit ca. 2.7m Durchmesser und ca. 1 m Breite projektiert werden konnte. Umfangreiche Umbauarbeiten am ehemaligen Turbinenhaus und zahlreiche weitere Vorarbeiten waren dafür notwendig.
Durch die lange Planungszeit und das im Verein vorhandene handwerkliche Können wurden immer wieder einfache, überzeugende Lösungen für komplexe Fragestellungen gefunden, so dass selbst der komplette Stahlwasserbau, die Schütze, Rechen usw. selbst hergestellt werden konnten in der vorhandenen Metall- und Holzwerkstatt. Es wurden zwei Schütze errichtet mit massiven Eichenholzwehren und manuellen Zahnstangenantrieben.

Eigentlich eine unvorstellbare Arbeit, deren viele Schwierigkeiten und Herausforderungen nicht zu stemmen gewesen wären unter "normalen" Umständen. Hier wurde ganz praktisch erlebbar, welchen Wert die innere Arbeit, die gemeinsame Arbeit in einer Gruppe hat. In der Konfrontation mit all diesen vorher völlig unbekannten Themen mussten alle Beteiligten viel dazu lernen, oft über ihren Schatten springen, sich mit Aufgaben beschäftigen, die für jeden alleine viel zu groß gewesen wären. Eine umso größere Wirkung hatte dieses Projekt auf alle, die daran beteiligt waren. Man kann sicher sagen, dass alle daran gewachsen sind.

Schließlich wurde 2024 nach ca. 30jähriger Planungs- und Vorbereitungszeit das Wasserrad mit Zulaufrinne von einer Spezialfirma mit Unterstützung von Vereinsmitgliedern eingebaut. Durch viel Nachdenken und Ausprobieren konnten immer wieder einfache (und damit bezahlbare und machbare) Möglichkeiten gefunden werden, alle Bauteile einschließlich der ca. 600 kg schweren Wasserradwelle durch das Gebäude ins Turbinenhaus und den Keller zu transportieren.
Zum Einsatz kamen Hebelgesetze, Rollwägen, Flaschenzüge, Palettenhubwägen, Bretterrutschen, Kräne aus Stahlböcken und ähnliche „vorsintflutliche“ Techniken, selbstverständlich immer unter der Beachtung sicherheitsrelevanter Aspekte.
Sowohl die gesamte Planung als auch Ausführung bis hin zum Einbau des Wasserrades war für alle Mitwirkenden eine wichtige Erfahrung, vor allem hinsichtlich der Machbarkeit durch ein engagiertes Team, auch mit relativ einfachen Mitteln gegenüber der scheinbaren Übermacht (und Unbezahlbarkeit) behördlicher Auflagen. Im Laufe des Jahres 2025 wurde das Wasserrad endlich in Betrieb genommen und unterstützt nun die Beheizung des Gesamtgebäudes ausgerechnet in einer Zeit, in der die Energiekosten enorm gestiegen sind.

Peter Hornung, Architekt (seit Beginn der Planung mit dem Wasserrad beschäftigt)
(Ein ausführlicher Artikel zu Planung und Bau des Wasserrades erschien in der Fachzeitschrift Wassertriebwerk, Ausgabe 5/2025)